Bonn Lighthouse – Verein für Hospizarbeit

28. Februar 2024

Eine Million Minuten

Ein voller Kinosaal und gespannte Gesichter – am 25. Februar 2024 stellte sich Autor Wolf Küper im Bonner Kino WOKI den Fragen der neugierigen Kinogänger*innen. 2017 hatte Wolf Küper in der Fabrik 45 für Bonn Lighthouse e.V. und den Verein Initiative Torus aus seinem Buch „Eine Million Minuten“ gelesen. Nun hatte er Bonn Lighthouse angeboten, einen Abend zum gerade in den Kinos angelaufenen gleichnamigen Film zu veranstalten. Das WOKI war sofort dabei, und so konnte Jürgen Goldmann vor Beginn des Films dem Publikum die Arbeit von Bonn Lighthouse vorstellen.

Eine Million Minuten – das ist die Zeit, die sich die kleine Tochter von Autor Wolf Küper von ihm für schöne Momente gewünscht hat. Zeit, die ihre Eltern sich dann bewusst für ihre Kinder genommen haben. Der Film geht inhaltlich über das Buch hinaus und rüttelt unter anderem auch an der Illusion, man müsse nur seinen Job per Laptop am Strand erledigen, um Stress und Zeitdruck zu entkommen. Der Film thematisiert genau wie das Buch, wie schwer es für uns ist, sich Zeit zu nehmen und die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen. Und wie erfüllend es sein kann, wenn man den inneren Schweinehund besiegt und genau das schafft.

Im Anschluss an den Film signierte Wolf Küper im Foyer sein Buch und beantwortete viele Fragen.

Nachtrag am 29.02.2024:

An dieser Stelle veröffentlichen wir eine „Filmkritik“, die uns eine Kino-Besucherin, Clara W., zugesendet hat. Vielen Dank dafür.

„Das gefühlvolle Drama „Eine Million Minuten“ enführt sein Publikum auf ein modernes Familienabenteuer nach Thailand und Island, das geprägt ist von dem Bemühen zweier liebender Eltern (Tom Schilling und Karoline Herfurth in Bestform), mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Wie im gleichnamigen Buch inspiriert auch im Film die kleine Tochter, die körperliche wie kognitive Einschränkungen hat, das Wagnis Digitaler Nomadismus.

Doch während Wolf Küper sich in seinem Sachbuch vor allem auf seine Beobachtungen bezüglich der motorischen Entwicklungen seiner Tochter konzentrierte, liegt der Fokus von Regisseur Christopher Dolls Film meist doch auf der Frage nach einer gleichberechtigten Rollenverteilung in einer zeitgenössischen Ehe.

Nichtsdestotrotz schafft der Film es mehr als einmal, dass man als Zuschauer über die Gestaltung der eigenen Lebenszeit, den Wert der eigenen Gesundheit und der seiner Lieben und über die eigenen vermeintlichen körperlichen wie räumlichen Grenzen nachdenkt. Ob der Vater voller Hoffnungen nun am thailändischen Strand mit der Tochter (großartig gespielt von Pola Friedrichs) spielerisch an ihrer Bewegungsentwicklung trainiert oder in Island der neu gewonnene Freund der Familie, ein Herr selbst an den Rollstuhl gebunden, dem Kind das uneingeschränkte Träumen ermöglicht, und dabei den ganzen Kinosaal zum Schluchzen bringt – Momente der Inspiratoon fehlen in diesem Film absolut nicht.

Genau das hat mir persönlich sehr gut gefallen. Während über die Herausforderungen eines jungen Lebens mit einer Behinderung sensibilisiert wird, sind es genau diese Herausforderungen und der Umgang der Familie mit ihnen, die wirklich das Herz berühren und Mut machen, dass eigene Leben, ob mit oder ohne Behinderung bewusster zu gestalten.

Ich kann „Eine Million Minuten“ nur wärmstens empfehlen, da garantiert jeder das Kino mit einem Impuls verlassen wird, der noch Tage danach weiterwirkt. Unser aller Leben ist kostbar und verdient, dass wir immer wieder darüber reflektieren, wie wir es gestalten und auch wie wir in dieser vielfältigen Welt wirken wollen … genau hierfür liefert „Eine Million Minuten“ die richtigen Fragen.“