Bonn Lighthouse – Verein für Hospizarbeit

20. September 2023

Viel für wenig – Clever kochen mit Björn Freitag: Spitzenkoch zu Gast bei Bonn Lighthouse

Im Mai war großes los bei Bonn Lighthouse. Der Spitzenkoch Björn Freitag, bekannt durch verschiedene TV-Formate im WDR, hat uns für seine Sendung „Viel für wenig – Clever kochen“ mit einem Filmteam besucht, um unserem ehrenamtlichen Küchenteam vom Betreuten Wohnen Tipps und Tricks zu zeigen, wie mit kleinem Budget, ohne viel Aufwand, vor allem lecker und auch mit Blick auf die Gesundheit gekocht werden kann.

Die Sendung wird am Montag, 25. September um 21 Uhr im WDR Fernsehen ausgestrahlt.

So viel sei hier schonmal verraten: Es war ein ganz besonderes Erlebnis für alle Beteiligten und niemand musste mit hungrigem Magen nach Hause gehen.

Aber wie kam es dazu, dass Gerichte wie Fisch mit Fenchel, Kartoffelgulasch mit Räuchertofu und ein leckerleichtes Schichtdessert auf den Tellern landeten?

Treibende Kraft hierbei war unsere Ehrenamtlerin Heidi. Als die Sendung „Viel für wenig – Clever kochen mit Björn Freitag“ im Fernsehen lief, hat sie sofort gedacht, dass das was für Lighthouse wäre. Denn hier steht das Küchenteam immer wieder vor genau dieser Herausforderung, mit einem kleinen Budget möglichst schmackhaft und sättigend zu kochen. So hat sie den Verein prompt spontan beim WDR beworben. – Und nach ein paar Monaten warten, einem Bewerbungsgespräch und Probeaufnahmen in unserem Betreuten Wohnen kam tatsächlich die Zusage.

Neben organisatorischen und ganz praktischen Fragen rund ums gute und günstige Kochen hatte ihre Motivation aber auch eine soziale Komponente. Bonn Lighthouse kümmert sich vor allem um Menschen aus gesellschaftlichen Randgruppen. Heidi beobachtet im öffentlichen Raum eine Entwicklung im Umgang mit diesen Menschen, die sie nachdenklich macht. „Es geht immer weiter dahin, dass die Menschen immer weniger akzeptiert werden und wir haben eigentlich mal gedacht, es geht in die andere Richtung. Dass mehr Akzeptanz aus der Bevölkerung kommt, aber so ist es nicht. und deswegen hoffe ich auch, dass durch den Beitrag im WDR ein bisschen was passiert in den Köpfen vielleicht einiger Menschen.“

Unterstützung bekam Heidi für den WDR-Dreh von zwei unserer dienstältesten Ehrenamtlichen Brigitte und Günther. Auch sie bewegt die öffentliche Abwehrhaltung gegenüber gesellschaftlichen Randgruppen und möchten eine Lanze für sie brechen. Die Küche ist für Günther ein besonderer Ort, um mit den Bewohnern, die vielfach Erfahrung mit Obdachlosigkeit und Drogen gemacht haben, zusammen zu sein. „In die Küche kommen alle, genau wie es früher war. Sie war der Mittelpunkt der Familie und alle trafen sich hier. Da wurde geredet, gemacht und getan und genauso ist es hier. Das merkt man nach einer gewissen Zeit, wenn man länger hier ist, dass die Bewohner einem vertrauen. Durch die Zeit, die man mit ihnen verbringt, lernt man sie kennen. Es baut sich ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis auf. Zum einen mehr, zum anderen weniger.“ Auch für Brigitte erfüllt die Küche eine wichtige Aufgabe. „Das Kochen ist auch Zuwendung. Man könnte vielleicht sagen, das Angebot einer Zuwendung, denn es muss keiner zum Essen kommen. Aber die meisten tun es.“ Und das ist nicht verwunderlich, findet Heidi. „Das hat Lebensqualität und das macht Hospizarbeit aus. Hospizarbeit ist nicht nur am Sterbebett sitzen.“

Dass die Küche bei Bonn Lighthouse Geselligkeitscharakter hat und ein Ort ist, wo Gemeinschaft erlebt wird, haben auch das Filmteam und Björn Freitag schnell gemerkt. Anfängliche Bedenken von Heidi, Brigitte und Günther, wie sie wohl mit den Bewohnern umgehen würden, erwiesen sich schnell als unbegründet. Heidi hat von Anfang an vermittelt, dass der Umgang offen und wertschätzend sein muss, weil eine Zusammenarbeit sonst nicht funktionieren würde. Das Filmteam hatte eine Erfahrung wie bei Lighthouse noch nie gemacht, aber alle haben direkt gesagt, dass sie keine Probleme hätten und sie haben sich tatsächlich direkt integriert. Unsere Ehrenamtlichen wie auch die Bewohner haben die Atmosphäre während der Drehtage als sehr professionell und wertschätzend erlebt. „Alles war real life“, so Heidi. Und auch als wegen eines Krankheitsfalls einer unserer Bewohner, der fest für den Dreh eingeplant war, kurzfristig umgeplant werden musste, hat sich das Filmteam nicht aus der Ruhe bringen lassen und sich schnell auf die neue Situation eingestellt.

Insgesamt drei Tage wurde gedreht. Neben den Aufnahmen in der Lighthouse-Küche haben Heidi, Brigitte und Günther einen Ausflug mit Björn Freitag gemacht und in einem Hofladen in Bornheim und in einem Supermarkt praktische Einkaufstipps bekommen. Als sehr lehrreich beschreiben sie auch die Erkenntnisse, die eine Ernährungsberaterin der Universität Bonn den dreien vermittelt hat, worauf es beim Kochen mit Blick auf chronische Erkrankungen zu achten gilt, insbesondere wenn Leber- und Nieren betroffen sind. Einen Aha-Effekt gab es zum Beispiel beim Thema Salz. Der tatsächliche Tagesbedarf ist viel geringer als sie dachten. Auch dass gewisse Lebensmittel gar nicht zwingend weglassen werden müssen, sondern lediglich die Art der Zubereitung zu beachten ist, war eine neue Erkenntnis, die sie gerne in die Praxis umsetzen.

Der Dreh war auch für die Bewohner spannend und eine nette Abwechslung vom Alltag. Der Aufbau von Kameras, Licht, Stativen, Mikros und weiterem Equipment, die Menschen und das geschäftige Treiben vor den Haustüren haben alle schon morgens neugierig aus ihren Wohnungen gelockt. Es gab viel zu sehen und alle hatten Spaß an dem Drumherum. In der Küche selbst war vor allem unser ehrenamtlicher Koch Günther am technischen Aufbau interessiert und hat die Ausstattung bestaunt – darunter insbesondere eine Minikamera, die ihm auf den Finger gesetzt wurde, damit sie das Wenden der Bratkartoffeln aus nächster Nähe aufnehmen konnte.

Ob sie aufgeregt waren beim Dreh? Am Anfang vielleicht schon.  Aber die Aufnahmeleitung sei angenehm gewesen und alle hätten sich verhalten, als sei nicht gefilmt worden, so Günther. „Es war wie immer, nur mit Kamera. Die Wellenlänge mit der Aufnahmeleiterin stimmte. Sie hat uns quasi die Angst genommen.“ Auch Brigitte und Heidi betonen, dass alle sehr nett waren und erinnern sich an die vertrauensvolle Atmosphäre als ein Highlight. Alle drei würden jederzeit wieder mit Björn Freitag kochen.

Das Filmteam und der Spitzenkoch sind jetzt schon eine Weile wieder weg. In den Kochgewohnheiten hat das Erlebnis aber einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Heidi, Brigitte und Günther wollen sich auf jeden Fall trauen, auch mal mehr zu kochen, was nicht Hausmannskost ist. Und innovativer sein. Als Björn Freitag seine Gerichte serviert hat, war Heidi zunächst skeptisch, dachte „wie mutig“ und, dass die Bewohner vielleicht davon nicht satt würden. Die Sorge war jedoch unbegründet – und das für die Bewohner eher ungewohnte Essen hatte sogar zur Folge, dass einer, der zum ersten Mal in seinem Leben Fenchel gegessen hat, jetzt sogar Fenchel im Hochbeet anbaut.

Für Heidi bleibt vom Dreh neben dem Ziel, zu lernen, wie beim Kochen Geld und Zeit gespart werden können, ohne dass dies auf Kosten von Geschmack und Qualität geht, für ihre Arbeit in der Lighthouse-Küche vor allem auch eins in Erinnerung: Der wertschätzende Umgang des gesamten Filmteams mit den Bewohnern hat für sie bei aller negativer Erfahrung im Außen mit Menschen aus gesellschaftlichen Randgruppen bestätigt, dass es auch ganz anders gehen kann.

Bonn Lighthouse bedankt sich ganz herzlich für den tatkräftigen Einsatz bei den Ehrenamtlichen Heidi, Brigitte und Günther, den Bewohnern und dem gesamten WDR-Team!

Copyright Fotos: WDR

Programmhinweis WDR: https://www.wdr.de/programmvorschau/wdrfernsehen/sendung/2023-09-25/21-00/whatson_11269702903527/viel-fuer-wenig-clever-kochen-mit-bjoern-freitag.html