KOCHEN IM BETREUTEN WOHNEN

von Liz

Der große Esstisch ist kaum noch zu sehen – Kisten mit Obst, Paletten mit Joghurt und allerlei andere Lebensmittel versperren die Sicht. Es ist Montagnachmittag und die „Bonner Tafel“ verteilt ihre wöchentliche Lieferung. Bei genauerem Hinsehen erkennt man dann: Die Ware ist gut, aber nicht mehr taufrisch – heißt: muss schnell verarbeitet werden. Einiges wird an die BewohnerInnen verteilt, anderes in der Vorratskammer verstaut - jetzt sind die Köchinnen & Köche gefordert!

Kochen im Wohnprojekt von Bonn Lighthouse beflügelt durchaus Phantasie und Kreativität der einzelnen EhrenamtlerInnen. Hier den Kochlöffel zu schwingen ist die permanente Herausforderung. Was haben wir und was können wir damit zubereiten ist eine zentrale Frage! 20 Pfund Spargel (seufz, wer schält den...) ein Eimer Salzheringe, zwei Dutzend tief gefrorene Wachteln (mit allem, heißt: mit Kopf und Kralle...), eine Kiste exotische Früchte (vollreif!), sowie mehrere verbeulte Dosen Sauerkraut lassen sich nun mal schwer zu einem Menü kombinieren. Klar ist: die verderblichsten Sachen werden sofort verarbeitet! Im Vorratsraum lagert zudem eine Auswahl an Lebensmitteln, die nach Bedarf zusätzlich zur Lieferung der Bonner Tafel verbraucht wird.

Jetzt also ran – um 12.30 soll das Essen auf dem Tisch stehen, und das von Montag bis Freitag, mittlerweile sogar das eine oder andere mal am Wochenende. Dieses Essen wird meist von zwei EhrenamtlerInnen zubereitet, man teilt sich die Arbeit. Eine(r) kocht, eine(r) arbeitet zu – die Zeit ist knapp. Zehn bis 15 hungrige Bewohner wollen täglich versorgt sein... Dieses Angebot dient jedoch nicht allein der „Nahrungsaufnahme“. Im „Betreuten Wohnen“ vergeht den erkrankten Menschen die Zeit langsam. Die gemeinsame Mahlzeit strukturiert den Tag und die Woche – ein kleiner Schritt zum normalen Alltag. Mittags am Esstisch sitzen und plaudern, lachen oder auch lustvoll bis heftig streiten – alles kommt vor.

In diesen Alltag werden wir EhrenamtlerInnen einbezogen, das macht diese Arbeit so reizvoll. So mancher Bewohner sieht schon vormittags mal durch die Tür: Was gibt es denn heute? Habt Ihr schon Kaffee? Einiger Kummer wird erzählt, wir versuchen zu trösten und freuen uns natürlich auch über gute Neuigkeiten. Viele Lebensgeschichten haben wir EhrenamtlerInnen schon gehört und kennen gelernt. Hilfe zum Tisch decken kommt, die nehmen wir gerne an! Und dann das gemeinsame Mittagessen.

Wunderbarer Lohn für jede Mühe – angeregte Unterhaltung und: „Heut´ schmeckt es aber wieder richtig gut!“ Dafür nehmen wir dann auch anschließend noch das ungeliebte Aufräumen und Töpfe schrubben in Kauf.


Liz berichtet aus der Küche