Blog: Texte aus dem prallen Leben bei Bonn Lighthouse – Verein für Hospizarbeit
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Praktikum bei Bonn Lighthouse

Wohnprojekte wie das von Bonn Lighthouse sollte es öfter geben!

Tamara Mand absolvierte Anfang Oktober ein einwöchiges Praktikum bei Bonn Lighthouse. Die aus Graz in Österreich stammende Sozialarbeiterin arbeitet dort in einem mobilen Palliativteam. Während ihres Praktikums bei uns gewann sie vor allem Einblicke in die Arbeit unseres Wohnprojekts.

Ich arbeite als Sozialarbeiterin in Graz in Österreich und bin nebenberuflich als Lehrbeauftragte an der Hochschule Hannover tätig. Vom vierten bis zum achten Oktober 2021 konnte ich mein Praktikum für den interprofessionellen Basislehrgang Palliative Care bei Bonn Lighthouse absolvieren. Der Basislehrgang richtet sich an alle Personen, die in der Palliativ- bzw. Hospizversorgung tätig sind oder sich in diesen Bereichen weiterbilden möchten.

Tamara Mand

Ich selbst bin seit ca. 2,5 Jahren Sozialarbeiterin im Mobilen Palliativteam Graz/Graz-Umgebung. Die mobilen Palliativteams sind in Österreich Teil der spezialisierten Palliativversorgung. Patient*innen mit unheilbaren, fortgeschrittenen Erkrankungen sowie deren Angehörige werden durch die Teams in ihrem häuslichen Umfeld betreut. Das Mobile Palliativteam Graz/Graz-Umgebung ist derzeit für ca. 220 Patient*innen zuständig. Ziel der Palliativbetreuung ist es Patient*innen und Angehörige bis zum Versterben bzw. in der Zeit der Trauer auf somatischer, psychischer, sozialer und spiritueller Ebene zu betreuen und somit ihre Lebensqualität zu erhöhen. Für uns Sozialarbeiterinnen stehen oft sozialrechtliche und finanzielle Aspekte im Vordergrund. Wir beraten aber auch zu diversen pflegerischen und psychosozialen Unterstützungsmöglichkeiten und stehen jederzeit für entlastende Gespräche zur Verfügung. Ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist die Begleitung der Angehörigen in ihrer Trauer.

Über das Wohnprojekt von Bonn Lighthouse habe ich zum ersten Mal im von Maria Wasner und Josef Raischl herausgegebenen Buch „Kultursensibilität am Lebensende” gelesen. Sehr schnell war mir klar, dass ich mein Praktikum für den interprofessionellen Basislehrgang Palliative Care dort absolvieren möchte. In Österreich gibt es bisher kein vergleichbares Projekt, obwohl es so wichtig wäre. Menschen mit Suchterkrankungen oder anderen herausfordernden Lebenslagen werden nach wie vor mit vielfältigen Barrieren konfrontiert, wenn es um adäquate Gesundheits- und Wohnversorgung geht. Bonn Lighthouse verbindet mit dem Wohnprojekt beide Aspekte und schafft damit für die Bewohner*innen ein Zuhause bis zum Lebensende.

„Bonn Lighthouse schafft
für die Bewohner*innen ein
Zuhause bis zum Lebensende.“

Mein Praktikum bei Lighthouse hat meine Erwartungen mehr als übertroffen. Von Beginn an wurde ich von Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen, so herzlich aufgenommen, dass ich mich sofort wohl gefühlt habe. Dies hat mir ermöglicht, dass ich in der kurzen Zeit, in der ich mit dabei sein konnte, viel Neues gelernt habe, wovon ich auch in meinem täglichen Arbeitsalltag profitieren werde. Ich bekam einen guten Einblick in die Lebenswelt der Bewohner*innen und den Arbeitsalltag von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen. Besonders schön fand ich, wie gut die Mitarbeiter*innen auf die Bedürfnisse der einzelnen Bewohner*innen eingehen können und wie viel Wertschätzung den Bewohner*innen dadurch vermittelt wird. Die für mich wohl wichtigste Erkenntnis war, dass bei den Bewohner*innen von Bonn Lighthouse oft schon die soziale Einbettung, der strukturiertere Alltag und die konstanten Beziehungsangebote vonseiten der Mitarbeiter*innen, ohne dass die Bewohner*innen ihre Persönlichkeit dafür verändern müssen, in vielen Fällen zu einer deutlichen Verbesserung des Allgemeinzustandes führt und mitunter lebensverlängernd wirkt.

Wohnprojekte wie das von Bonn Lighthouse sollte es öfter geben. Mir stellt sich jetzt, nach meiner Woche bei Bonn Lighthouse, mehr als zuvor, die Frage, wo und wie Menschen, die nicht optimal in die allgemeine Altenversorgung oder die spezialisierte Palliativ- und Hospizversorgung passen, leben sollen und medizinisch, pflegerisch und psychosozial betreut werden. Es wäre schön und absolut notwendig, wenn es gelingen würde, ein ähnliches Projekt auch in Graz ins Leben zu rufen.

Mein einziger „Kritikpunkt“ an meinem Praktikum ist, dass die Woche viel zu schnell vorbei war. Ich wäre wahnsinnig gerne noch länger bei Bonn Lighthouse geblieben und hoffe auf ein Wiedersehen mit den Bewohner*innen und den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen.

Tamara Mand (2021)